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Behm, Torben |
Die Stadt als literarische Landschaft in Ovids Metamorphosen |
Universität Rostock |
18.12.2018 |
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Die Arbeit untersucht die Darstellung und Funktion der Städte in Ovids Metamorphosen, vor allem der vier ‚Hauptstädte‘ Theben, Athen, Troja und Rom. Neben der Analyse einzelner Episoden geht sie der Frage nach, inwieweit die ersten drei dieser Städte als kulturhistorische ‚Zwischenstationen‘ auf dem Weg der mythologischen Weltgeschichte vom anfänglichen Chaos hin zum vermeintlichen telos Rom betrachtet werden können. Die Untersuchung des Themas ‚Stadt‘ vermag auch einen neuen Blick auf die übergreifenden Fragen nach der Werkstruktur und der Gattung der Metamorphosen zu werfen. |
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Blaas, Katharina |
Intergenerationelle Relationen in den Briefen des Q. Aurelius Symmachus |
Universität Tübingen |
13.02.2023 |
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Ziel des Projekts ist es, in den ersten sieben Büchern der epistulae die Umsetzung und Abbildung von Generationenbeziehungen zu untersuchen. Dass sich in diesem Corpus gewissermaßen eine Familiengeschichte über drei Generationen nachvollziehen lässt, ist in der Form für die Antike einzigartig. Deshalb soll hier im Besonderen analysiert werden, wie soziales, kulturelles bzw. symbolisches, aber auch ökonomisches Kapital in einer über das gesamte Imperium Romanum vernetzten stadtrömischen Senatorenfamilie in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Neben den im Zentrum stehenden Symmachi lassen sich, unter anderem mit Nicomachus Flavianus maior und dessen Sohn, auch andere Familien in die Untersuchung miteinbeziehen, jeweils mit dem Ziel, die Ergebnisse in einem größeren sozialen Rahmen zu kontextualisieren.
Maßgeblich für die Studie ist dabei die konkrete Aktualisierung dieser Transmissionsprozesse auf Textebene. Es werden narrative Sequenzen untersucht, die sowohl auf der Ebene des einzelnen Briefes als auch darüber hinaus auf der Ebene des Buches, einzelner Adressatengruppen oder der gesamten Sammlung den Übergang von einer Generation an die nächste konstituieren. Dabei sollen die überlieferten Briefe in ihrer Eigenschaft als dezidiert literarische Sammlung weniger als „Quelle“ im historischen Sinne, die bestimmte gesellschaftliche Prozesse und Voraussetzungen rein abbildet, gelten. Vielmehr werden sie als eigenständiges und eigenwertiges Produkt dieser sozialen Strukturen und Dispositionen verstanden. Sie gelten dabei als die konkrete Performanz einer elementaren sozialen Praxis dieser spätantiken Reichselite, welche sich aufgrund spezifischer historischer Entwicklungen (Verlegung des Kaiserhofes in andere Reichsteile, Erweiterung des Senats und damit verbundene geographische Streuung der Mitglieder und infolgedessen das Fehlen das Fehlen sozialer Interaktionsräume in physischer Präsenz) vom Mündlichen (Senatsreden und Diskussionen, social events, vertrauliche Gespräche) ins Schriftliche (publizierte Reden, Briefe, etc.) verlagert hat. |
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Cofano, Martina |
Ennodius und die Tradition der declamatio. |
Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg |
01.10.2022 |
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Meine Dissertation zielt darauf ab, eine Auswahl von Deklamationen (controversiae) aus dem corpus des Ennodius von Pavia mittels neu definierter Textkritik, Übersetzung und Kommentar eingehend zu analysieren. Der Schwerpunkt des Kommentars liegt auf der Metarhetorik, d.h. dem Versuch, durch ambivalentes Vokabular und fiktive Geschichten Theorie zu sprechen. Die Analyse der von Ennodius angewandten rhetorischen Techniken soll Aufschluss über sein Engagement innerhalb des scholastischen Milieus und die Kontinuität desselben mit dem gelehrten Milieu im ostgotischen Italien des 5. bis 6. Jahrundert. |
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Ehlert, Mareike |
Handlungsräume, Hierarchien und ungehörte Stimmen – Neuevaluierung der Rollen in der römischen Komödie mit besonderer Berücksichtigung der Genderforschung |
Universität Osnabrück |
17.03.2023 |
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Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Untersuchung und Neuevaluierung der Rollen im römischen Drama unter besonderer Berücksichtigung der Genderforschung. Die Arbeit unterzieht die etablierte Annahme einer Rollenstereotypizität in der römischen Komödie einer kritischen Analyse und möchte zeigen, dass es sich dabei um ein Konstrukt des ‚männlichen Blicks' handelt. Die im Text angelegten Figurencharakterisierungen sowie Identifikationsangebote mit den Protagonist:innen an ein diverses antikes Publikum werden mit dem Ziel, die gängigen Rezeptions- und Forschungsperspektiven zu erweitern, herausgearbeitet. Zudem wird das reziproke Verhältnis zwischen Text und Publikum in den Blick genommen und das Kritikpotential der römischen Komödie als komisch gebrochenes Abbild römischer Wirklichkeits- und Konflikterfahrung analysiert. |
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Ford, Thomas |
Studies in the Alexandrian Edition of Alcaeus (Arbeitstitel) |
Universität zu Köln |
10.06.2022 |
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Meine Dissertation konzentriert sich auf eine Vielfalt von neuen Perspektiven über Alkaios, allen voran die Organisationsprinzipien der alexandrinischen Edition von Aristarch. |
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Friedrich, Enno |
Das Christliche Weltgewebe des Venantius Fortunatus – Weltbeziehungen und die Carmina |
Universität Rostock |
23.12.2020 |
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In der Dissertation wird die Carmina-Sammlung des frühmittelalterlichen Gelegenheitsdichters Venantius Fortunatus untersucht. Die Carmina sind eine literarische Sammlung, die von ihrem Dichter zusammengestellt wurden. Sie bieten ihren Rezipient*innen, Angehörigen der Eliten der merowingischen Francia, christliche Weltbeziehungen an. Dazu erzeugen sie ein Netz aus Verbindungen zwischen religiösen Konzepten und Alltagsgegenständen, das passend als christliches Weltgewebe bezeichnet wird. Dieses Weltgewebe stiftet christliche Weltbeziehungen, indem es die starken und schwachen Wertungen der Protagonist*innen der Gedichte, und potenziell auch der Rezipient*innen, transformiert. In der Arbeit wird das Konzept der resonanten Weltbeziehungen nach Hartmut Rosa angewandt. |
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Goldmann, Nicolas |
Die Briefe des Sidonius Apollinaris als literarisch-gesellschaftliche Gelegenheiten |
Georg-August-Universität Göttingen |
20.10.2023 |
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Das Dissertationsvorhaben zielt darauf ab, die gesellschaftlichen und literarischen Gelegenheiten in der Briefsammlung des spätantiken gallischen Bischofs Sidonius Apollinaris (*ca. 431; † nach 481) näher zu untersuchen. In den 147 Briefen werden verschiedene Anlässe verschriftet und jeweils an einen bestimmten Adressaten kommuniziert. Jene können ganz konkret (z.B. ein Todesfall oder ein Amtsantritt), jedoch auch abstrakter (z.B. eine Freundschaftsbekundung oder eine literarische Darbietung) ausfallen. Das Format des Briefes definiert dabei die Grenzen, aber auch die Möglichkeiten, wie ein Anlass im Einzelnen festgehalten wird. Denn dieser wird für den Leser – sowohl in Form des unmittelbaren Adressaten als auch nach Publikation in Form einer breiteren Leserschaft – aus der Perspektive des brieflichen Ichs (re-)inszeniert. Gerade Letzteres birgt enormes Potenzial zur literarischen Ausgestaltung und gesellschaftlichen Positionierung, was sich bei den sidonianischen Briefen nicht zuletzt in ihrer facettenreichen, ausgefeilten Form zeigt. Um diese Aspekte für eine Analyse zugänglich zu machen, sollen die Briefe als Gelegenheitsliteratur interpretiert werden, eine Literaturform, die bislang in der Dichtung, nicht aber in der Epistolographie (d.h. Briefliteratur) verortet wurde. Das Hauptanliegen der Arbeit besteht darin, mit dieser Gattungseinstufung einen neuen Ansatz vorzustellen, um die literarische Gestaltung einzelner Briefe sowie des gesamten Briefkorpus systematisch zu untersuchen. Dabei soll herausgearbeitet werden, wie Sidonius den publizierten Brief dazu nutzt, um Gelegenheiten einerseits realitätsverortet-authentisch und andererseits literarisch ausgefeilt zu inszenieren. Da für eine solche Inszenierung aber zugleich ihr gesellschaftlicher Kontext unabdingbar ist, soll auch dieser in die Analyse miteinbezogen werden. Anhand konkreter Fallstudien soll aufgezeigt werden, wie Sidonius die Anlässe brieflich darstellt und das dabei entstehende Potenzial gezielt nutzt, um ein bestimmtes Bild des sozialen Raumes um sich herum zu zeichnen und zu verstetigen. Diese Darstellung betrifft zum einen die eigene Identität, zugleich aber auch die Relation des brieflichen Ichs zu anderen Akteuren in den Briefen. Auf diese Weise soll ein Beitrag zum tieferen Verständnis des briefliterarischen Werkes eines bestens in der gallo-römischen Elite des fünften Jahrhunderts vernetzten Literaten und dessen Position innerhalb der blühenden Briefkunst im Gallien dieser Zeit geleistet werden.
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Graf, Vincent |
Die Konstituierung eines Klassikers – Kanonisierung und Rezeption des Terenz von der republikanischen bis in die mittlere Kaiserzeit |
Universität Leipzig |
23.03.2020 |
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Der Komödiendichter Terenz († ca. 159 v. Chr.) nimmt in der römischen Literaturgeschichte eine herausragende Stellung ein: Er ist der einzige der sogenannten altlateinischen Schriftsteller und älteste römische Autor überhaupt, dessen Gesamtwerk wir besitzen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Terenz über den gesamten Verlauf der Antike hinweg als mustergültiger, mithin ‚klassischer‘ Bühnendichter verehrt und als Schulautor gelesen wurde. Die übrigen altlateinischen Autoren dagegen, die vor oder während Terenzens Lebzeiten schrieben, wurden ab der frühen Kaiserzeit von jüngeren Vertretern ihrer jeweiligen Gattung aus der Schule und damit zumeist auch aus der handschriftlichen Überlieferung verdrängt. In der Dissertation möchte ich den bemerkenswerten ‚Klassiker‘-Status des Terenz erklären, indem ich die Rezeption des Dichters bis zu dessen endgültiger Kanonisierung in der mittleren Kaiserzeit verfolge. Dabei werde ich aktuelle literaturwissenschaftliche Debatten über Kanonbildung und Klassizität für die Erforschung antiker Texte nutzbar mache.
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Grund, Simon |
'Exzess ohne Boden'. Balance und Ambiguität in Ovids Tristien. |
Eberhard Karls Universität Tübingen |
03.05.2023 |
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In seinen Tristien, einer ersten Sammlung elegischer Exilgedichte, die gemeinhin den Beginn dieser Gattung in der abendländischen Literaturgeschichte markieren, erzählt der römische Dichter Ovid die Erfahrungen seiner Verbannung (8 n. Chr.), seine Reise nach und seine Erlebnisse in seinem zugewiesenen Exilort Tomis an der Küste des Schwarzen Meeres. Dabei schildert er eine Welt, in der nicht nur Jahreszeiten und Klima, sondern auch seine körperliche und seelische Verfassung aus dem Gleichgewicht geraten. Mit metaphorischen und poetologischen Bildern des Gleichgewichts (z.B. Ikarus als Reflexionsfigur) stellt der Dichter seinen Sturz als radikalen Verlust des Gleichgewichtes dar, in dem Leben und Dichtung in eine Krise gestürzt sind, die einer Neuorientierung und eines neuen stabilen Standes bedürfen. Diese Thematik ist von der bisherigen Forschung zwar beschrieben, dabei aber lange Zeit als einseitige Selbst-Herabsetzung des Dichters nach der Verbannung empfunden worden.
Das Projekt geht der Frage nach, wie dieser Verlust des sicheren Standes auf der Darstellungsebene der Tristien umgesetzt ist. Der methodische Ansatzpunkt dafür ist die exzessive Häufung von Unbestimmtheitsphänomenen, die besonders die erste Sammlung von Ovids Exilgedichten prägen: Bis heute sind etwa die Gründe für die Verbannung auf persönlichen Erlass des Augustus unbekannt und ein Rätsel, das die Forschung lange beschäftigt hat. Grund dafür sind nicht nur der Mangel an historischen Quellen (außer Ovid selbst schriebt keiner seiner Zeitgenossen darüber), sondern auch eine Strategie des Textes, der immer wieder um dieselbe informationelle Leerstelle kreist, den Verbannungsgrund metaphorisch umschreibt und ihn dadurch erwähnt und doch nicht erwähnt. Andererseits entstehen die Gedichte in einem politischen Kontext, in dem der öffentliche Diskurs immer mehr beschnitten wird und letztlich auch, wie im Falle Ovids, in direkten Konflikt mit diesem sich neu konsolidierenden Machtsystem von Augustus geraten kann. Die Tristien stellen den vordergründigen Versuch dar, sich mit dem Kaiser zu versöhnen, sind jedoch bei genauerem Hinsehen von doppelten Lesarten, kritischen Untertönen und spitzen Pointen durchzogen, die einer hermeneutischen Festlegung in der Interpretation entgegenstehen. Zuletzt ist auch die in den Texten sprechenden Dichterstimme fluide und als Vexierbild aus einander widerstreitenden literarischen ‚Masken‘ (personae) zu betrachten, die sich den Lesenden auf verschiedene Weise annähern und die Grenzen des autobiographischen (oder: autofiktionalen) Sprechens vor dem Hintergrund eines ‚intentionalen Trugschlusses‘ weit ausloten.
Die Arbeit unternimmt den Versuch, diese beiden charakteristischen Merkmale von Ovids Dichtung zu verbinden und die Ambiguität als poetische Strategie zu interpretieren, die das verlorene Gleichgewicht des Dichters im Exil auf der Ebene des textlichen Diskurses realisiert. Indem dem Text wichtige informationelle Fundamente entzogen werden, so der Ansatzpunkt, geraten die Gedichte gewissermaßen selbst ‚aus dem Gleichgewicht‘, versetzen die Leserschaft in den selben 'krisenhaften' Zustand wie den Protagonisten und machen damit den Sturz des Dichters rezeptionsästhetisch erfahrbar.
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Hillgruber, Annette |
Cicero post reditum – Selbstinszenierung, Reetablierung in Rom und Ausbildung von Exiltopik in Reden und Briefen der Jahre 57/56 v. Chr. (Arbeitstitel)
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Otto-Friedrich-Universität zu Bamberg |
01.03.2023 |
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Die geplante Dissertation mit dem Arbeitstitel „Cicero post reditum – Selbstinszenierung, Reetablierung in Rom und Ausbildung von Exiltopik in Reden und Briefen der Jahre 57/56 v. Chr.“ nimmt die Reden und Briefe Ciceros in den Blick, die in der Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Exil verfasst wurden. Dabei untersucht die Promovendin in einem ersten Schritt Ciceros Strategien der Selbstinszenierung und den Adressatenbezug in den Reden aus den Jahren 57/56 v. Chr. (post reditum in senatu, post reditum ad Quirites, De domo sua, De haruspicum responsis, Pro P. Sestio), in denen sich Cicero drei Adressatengruppen gegenübergestellt sieht: den Senatoren, dem römischen Volk und den Pontifices. Leitende Fragestellung wird dabei sein, wie Cicero sich nach seinem Exil wieder in Rom etabliert, mit welchen Erwartungshaltungen der Adressatengruppen er sich konfrontiert sieht und wie er diese bedient. In einer späteren Arbeitsphase wird dies durch die Briefe aus der Zeit ergänzt und auch die Frage gestellt werden, ob es je nach Gattung Unterschiede in der Form der Selbstinszenierung und des Adressatenbezuges gibt bzw. worin diese bestehen.
In einem zweiten Schritt wird die Selbstinszenierung nach der Rückkehr aus dem Exil mit dem Höhepunkt der politischen Karriere Ciceros vor seinem freiwilligen Exil verglichen: Ciceros Konsulat im Jahre 63 v. Chr. Dabei stehen dann die Konsulatsreden, zumal die Reden gegen Catilina, im Zentrum, die ebenfalls zwei Adressatengruppen – Senat und Volk – aufweisen und im Vergleich mit dem zentralen Textcorpus Ciceros Strategien deutlicher zu Tage treten lassen können. Dabei stellt sich in erster Linie die folgende Frage: Hat Cicero ein anderes ‚Standing‘ nach seinem Exil? Falls ja: Ist er sich dessen bewusst? Verändern sich die Kommunikationsmechanismen zwischen Cicero und seinen Adressaten und somit seine Art und Weise der Selbstinszenierung?
In einem dritten Schritt soll schließlich mit Fokus auf das benannte Corpus und Ausblicken auf das gesamte ciceronische Œuvre soll die Exiltopik herausgearbeitet werden, die Cicero ausbildet und die später von Ovid und Seneca aufgegriffen und ausgeweitet wird. Dieser Teil soll die Untersuchung der Selbstinszenierung Ciceros in Bezug auf Rom (als Senat, Volk, Familie, Staat, Heimat) abrunden. |
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Müller, Lukas |
Alteritätserfahrung und römische Identität bei Velleius Paterculus
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Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt |
15.03.2023 |
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Das Dissertationsprojekt untersucht die sprachliche und literarische Konstruktion römischer Identität vor dem Hintergrund einer explizit und implizit dargestellten Erfahrung von Alterität in Velleius Paterculus' Geschichtswerk. Im Rückgriff auf Theorien und Ergebnisse der Forschung zu Identität und Alterität wird argumentiert, dass der Autor durch die Darstellung und Konstruktion von Alterität, die von der Bewunderung für die Kultur der Griechen bis zur Verachtung für die Dekadenz des Orients und die Barbaren des Nordens reicht, ein normatives Bild von römischer (kultureller) Identität und ihrer Rolle in der Geschichte konstruiert. Die Arbeit trägt damit nicht nur zur Adaption aktueller literatur- und kulturwissenschaftlicher Theorien und Konzepte in der Klassischen Philologie bei, sondern leistet auch einen Beitrag zum besseren Verständnis der (historiographischen) Literatur sowie ihrer mentalitätsgeschichtlichen Bedeutung im frühen Prinzipat. |
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Neuwahl, Fabian |
Dira lues – Unheilvolle Pest. Das Seuchenmotiv in der lateinischen Dichtung des ersten vor- und nachchristlichen Jahrhunderts (2022 publiziert) |
Universität zu Köln |
25.01.2018 |
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Lukian von Samosata kritisiert im fünfzehnten Abschnitt seines Werkes ‚Wie man Geschichte schreiben soll‘ den Historiker Krepereios Kalpurnianos. Dieser habe sich zum Ziel gesetzt, genau wie Thukydides zu schreiben – ein hehres Unterfangen, das Lukian reichlich Material für seinen Spott liefert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Seuchenbeschreibung, die Kalpurnianos von seinem Vorbild mit nur geringen Änderungen kopiert habe, was Lukian zum Anlass nimmt, die Vorlesung zu verlassen: schließlich wüsste er genau, was noch folgte. Ob Kalpurnianos tatsächlich als Thucydides alter auf diese Weise dilettierte, ist nicht rekonstruierbar. Für Lukrez jedoch, der sein Werk De rerum natura ebenfalls in enger Anlehnung an Thukydides mit einer Seuchenbeschreibung beschließt, ist nach vergleichbaren Vorwürfen der Unselbstständigkeit im 19. Jh. nachgewiesen worden, dass er keine bloße Versifikation des Historikers vorgenommen hat. Bei Lukrez nimmt mein Dissertationsprojekt seinen Ausgang, da der epikureische Dichter das Motiv der Seuche für die lateinische Literatur erschlossen und eine Tradition begründet hat, die sich über Vergil, Grattius, Ovid, Manilius, Seneca, Lucan und Silius Italicus erstreckt.
Meine Vorgänger sind Gerard Vallillee (1960) und Jürgen Grimm (1965), die sich ebenfalls der Motivtradition widmeten. Manfred Horstmanshoff (1989) hat eine in ihren Ansätzen vergleichbare Untersuchung der griechischen Tradition vorgenommen. Einen wichtigen neueren Beitrag hat Hunter Gardner (2019) mit ihrer metaphorischen Deutung der Seuchenbeschreibungen ergänzt. Vallillee und Grimm schreiben auf der Grundlage fester Vorstellungen von goldener und silberner Latinität mit ihren normativen Implikationen, spätere Autoren werden entsprechend (wenn überhaupt) nur bedingt gewürdigt. Problematisch ist des Weiteren die Isolation der Seuchenbeschreibungen, die höchstens im Buch-, nur selten im Werkzusammenhang beleuchtet werden. Das gilt sogar für die zahlreichen Betrachtungen, die in den letzten Jahrzehnten einzelne Seuchenbeschreibungen in den Blick nahmen. Dementsprechend ist es das erste Ziel des Dissertationsprojektes, einen Motivvergleich aller Beschreibungen unter Berücksichtigung des Gesamtzusammenhangs und der literarischen Tradition vorzunehmen. Denn nur auf diese Weise kann eine Untersuchung der weiteren Motivtradition (von Grimm bis Albert Camus durchgeführt) auf festerem Fundament stehen. Vor diesem Hintergrund versteht sich das Projekt als Ausgangspunkt für weitere Forschungsarbeiten; auch aus diesem Grund werden alle Texte in Übersetzung geliefert und mit einem Kommentar versehen, der nicht nur die Eigenheiten des jeweiligen Autors herausstellt, sondern auch die Textkonstitution und die Interpretation begründet.
Als ein möglicher Zugang zu den Beschreibungen wird die Frage nach dem Wert der Quellen für die Medizingeschichte gewählt, welche die Dichter bislang kaum behandelt hat. Es wird dafür argumentiert, die Texte weder aufgrund ihrer Fiktionalität (nach Gabriel 1975) noch ihrer Topik (nach Veit 1961) auszuschließen, sondern sie als wichtige Quellen der Vorstellungsgeschichte (Goetz 1979) anzusehen. Demzufolge ist das zweite Ziel der Untersuchung (mit Leven 1998) keine retrospektive Diagnose, sondern die Einordnung der in einer literarischen Einheit gegenseitiger Bezugnahme verbundenen Beschreibungen in einen gemeinsamen Vorstellungshorizont. Hierbei besteht die Prämisse, dass die Quellen diese Vorstellung von Krankheit nicht nur widerspiegeln, sondern vermittels Rezeption auf Seiten der römischen Oberschicht auch deren Vorstellung von Krankheit und damit auch deren Wahrnehmungsmuster (Goetz 2003) prägen. Diese Reziprozität wird auch mittels eines Exkurses über moderne Katastrophenberichte und -literatur (Holm 2012; Horn 2014) wahrscheinlich gemacht.
Sollte es gelingen, die Motivtradition mehr ins Bewusstsein zu rücken und eine Grundlage für ihre interdisziplinäre Erforschung zu schaffen, ist das Ziel meiner Untersuchung erreicht. Dabei wird deutlich, welch großer Unterschied zwischen dem satirisch überspitzten Krepereios Kalpurnianos und den Dichtern besteht: Es handelt sich um hoch innovative Bearbeitungen eines Motivs, das uns die verschlungenen und vielgestaltigen Wege literarischer Rezeption im ersten vor- und nachchristlichen Jahrhundert vor Augen führt und zugleich das Beziehungsgeflecht von Krankheit, Erkranktem und Gesellschaft in der Vorstellungswelt römischer Rezipienten illustriert.
Ausgewählte Sekundärliteratur
Crawfurd, R.: Plague and Pestilence in Literature and Art, Oxford 1914.
Gabriel, G.: Fiktion und Wahrheit. Eine semantische Theorie der Literatur, Stuttgart 1975.
Gardner, H.: Pestilence and the Body Politic in Latin Literature, Oxford 2019.
Goetz, H.-W.: „Vorstellungsgeschichte“: Menschliche Vorstellungen und Meinungen als Dimension der Vergangenheit, in: Archiv für Kulturgeschichte 61 (1979), 253–271.
Goetz, H.-W.: Wahmehmungs- und Deutungsmuster als methodisches Problem der Geschichtswissenschaft, in: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 8/2 (2003), 23–33.
Grimm, J.: Die literarische Darstellung der Pest in der Antike und in der Romania, München 1965.
Grmek, M.D.: Les vicissitudes des notions d'infection, de contagion et de germe dans la médecine antique, in G. Sabbah (Hg.): Textes médicaux latins antiques, St. Etienne 1984, 53–70.
Holm, I.W.: The Cultural Analysis of Disaster, in C. Meiner/K. Veel. (Hgg.): The Cultural Life of Catastrophes and Crises, Berlin/Boston 2012, 15–32.
Horn, E.: Zukunft als Katastrophe, Frankfurt a. M. 2014.
Horstmanshoff, H.F.J.: De Pijlen van de Pest. Pestilenties in de Griekse Wereld, Amsterdam (Diss.) 1989.
Leven, K.-H.: Krankheiten – historische Deutung vs. retrospektive Diagnose, in N. Paul/T. Schlich (Hgg.): Medizingeschichte: Aufgaben – Probleme – Perspektiven, Frankfurt a. M./New York 1998, 153–185.
Mazzini, I.: La descrizione delle malattie nei poeti e nei medici, in C. Deroux (Hg.): Maladie et maladies dans les textes latins antiques et médiévaux, Brüssel 1998, 14–28.
Nutton, V.: Ancient Medicine, New York 22013.
Toner, J.: Roman Disasters, Cambridge 2013.
Vallillee, G.: The Plague in Lucretius and Later Latin Poets, Chicago (Diss.) 1960.
Veit, W.: Studien zur Geschichte des Topos der Goldenen Zeit von der Antike bis zum 18. Jahrhundert, Köln (Diss.) 1961.
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Nüßlein, Clara |
Die Punica, ihr poeta und der princeps
Silius Italicus' Epos als "Fürstenspiegel" und "Dichterspiegel" für die Flavische Zeit |
Julius-Maximilians-Universität Würzburg |
21.06.2023 |
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In der Arbeit wird die These vertreten, dass die Punica des Dichters Silius Italicus‘, obwohl sie sich der Gattung des „Historischen Epos“ zuordnen lassen, ganz spezielle Zeitbezüge zur Flavischen Zeit, in der sie entstanden sind, aufweisen. Der Dichter richtet sich nicht nur in der Jupiterprophezeiung im dritten Buch, sondern über das ganze Werk verteilt an Kaiser Domitian.
Dadurch, dass Silius einzelne Figuren mit typischen Charakterzügen und speziellen Merkmalen des princeps versieht, schafft er Identifikationsmöglichkeiten für Domitian. Durch die Bewertung dieser exemplarischen historischen Persönlichkeiten entstehen Richtlinien, wie sich eine Führungspersönlichkeit verhalten soll. Diese Prinzipien sind dabei trotz Beispielhaftigkeit stets auf die flavische Zeit zugeschnitten, indem sie Themen wie „Dynastie“ und „Göttlichkeit“ als Legitimationsgründe für die Staatsform des Prinzipats aufgreifen.
Neben diesem zeitgemäßen „Fürstenspiegel“ bieten die Punica zudem auch noch einen „Dichterspiegel“. Domitian, der nach göttlichem Urteil der größte Dichter aller Zeiten sei (esse eum maximum poetarum Quint. inst. 10,1,91), zeigte seine Vorliebe für die Künste nicht nur als Mäzen, sondern auch durch eigene Meisterwerke. Somit dient die Kunst und ihre verschiedenen Vertreter innerhalb des Epos‘, zu denen nicht zuletzt Homer und Ennius zählen, als Bindeglied zwischen Flavischem Kaiser und Flavischem Dichter. Nicht nur im Epos, so die (auch heute noch geltende) Schlussfolgerung, sondern auch im realen Leben des ersten Jahrhunderts n. Chr., ist Kunst politisch und Politik eine Kunst, die erlernt werden will. |
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Plattner, Aaron |
Ekphrasis und Resonanz. Die Stimmen der Gegenstände, Rituale und Heiligtümer bei Pausanias |
Karl Franzens Universität Graz |
06.02.2019 |
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Effective June 24th, 2020
Research Question
At the core of the dissertation project on 2nd century AD Greek writer Pausanias is the question of how his work can be adequately described. Although this question is a philological one, it has been of high relevance also to the hard facts disciplines, mainly Archaeology, Ancient History, and Religious Studies, because it touches their question of validity of Pausanias’ data.
Aims
The dissertation’s aim is twofold: First, a systematic analysis of selected ekphrastic passages in Pausanias, which up to this day has been a desideratum of classical scholarship. Second, a new interpretation of the work’s unspoken intention inspired by Rosa resonance theory from the discipline of Sociology.
Theories and Method
Passages containing descriptions of objects, rituals, and sanctuaries, are analysed in the light of ancient ekphrasis theory, modern resonance theory, and several theories on reader guidance in order to show how ekphrases in Pausanias are supposed to function. While there cannot be made use of any empirical evidence, archaeological evidence is taken into consideration to broaden the perspective.
Relying on the assumptions, that the author’s intention is prior to the form of his product and that this same intention must be seen within the framework of 2nd century AD Mediterranean world with all its implications, I intend to trace it back in a methodologically correct way. My interpretation on the one hand builds on the results of the foregone ekphrases-analysis as well as on the form of the text as a whole. On the other hand, it builds on the larger context, in which Pausanias’ work is embedded – that is especially the political system, the conditions of literary production, the awareness of literary fiction, the Roman elite’s Paideia-discourse, and the questions of Greek identity in an increasingly globalized ancient world.
Expected Result
The dissertation’s expected result is to eventually give a plausible answer to the initially posed research question About the adequate way of describing Pausanias’ literary work. My final answer for various reasons consists in the underlying concept of a virtual museum tour through different thematic sections. This interpretation’s value consists in its capability to allow a certain degree of fiction next to unquestionable historicity of the data most of Pausanias' modern readers are interested in.
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Protze, Kevin |
Literarische Polemik in der Dichtung der römischen Republik |
Universität Leipzig |
23.03.2021 |
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Literarische Polemik, also die polemische Auseinandersetzung zwischen Dichtern bzw. zwischen Dichtern und Kritikern über Dichtung, ist einer der Spezialfälle polemischer Auseinandersetzungen, bei dem eine Überlieferung über 2000 Jahre bis in unsere heutige Zeit überhaupt möglich war: Schließlich sind Streitigkeiten oftmals ein mündliches und daher überlieferungsgeschichtlich flüchtiges Phänomen. Allerdings besteht bei Intellektuellen, die schriftlich arbeiten, die Möglichkeit, dass sie ihre Gedanken zu zeitgeschichtlichen Geschehnissen – und so auch zu polemischen Auseinandersetzungen, die sie führen – in ihre Schriften integrieren. Diese literarische Polemik werde ich für den Zeitraum der römischen Republik als eigene Unterart von Invektivität untersuchen und dabei Texte folgender Dichter analysieren: Plautus, Ennius, Lucilius, Terenz, Catull und Horaz. Die inhaltliche Ausrichtung literarischer Polemik als Auseinandersetzung über Literatur ergibt sich automatisch durch die beteiligten Akteure (Dichter und Literaturkritiker) und geht über das Destruktive (Schmähung, Beleidigung) hinaus, das mit der Invektive zunächst assoziiert werden könnte. Stattdessen liegen konstruktive Züge der Polemik vor, wenn die beteiligten Autoren, die sich gegenseitig kritisieren und gegen Kritik verteidigen, in diesem Zuge ihre poetologischen Grundsatzüberzeugungen eröffnen, die sie zur Selbstrechtfertigung nutzen und die sie gleichsam als künstlerisches Ideal verteidigen bzw. propagieren. Da sie die Situation der Auseinandersetzung auf diese spezifische Weise nutzen, besteht auch die Möglichkeit, dass sie die Notwendigkeit einer Verteidigung übertrieben darstellen oder gar simulieren: Schließlich kommt es ihnen sehr gelegen, sich so darzustellen, als wären sie zur Selbstverteidigung genötigt, da sie dabei ihre eigene Poetologie propagieren und für die Qualität ihrer Dichtung werben können. |
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Seibert, Felix |
sermo iuvenilis. Studien zum Sprachstil der adulescens-Figur in der lateinischen Literatur der Antike von Plautus bis Petron |
Eberhard Karls Universität Tübingen |
22.10.2019 |
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Das Projekt zielt darauf ab, das Konzept eines sermo iuvenilis in der lateinischen Literatur der Antike herauszuarbeiten. Ausgehend von dem bereits in der römisch-griechischen Antike verbreiteten Bewusstsein für Sprachvarietäten, das etwa Aristoteles oder Quintilian bezeugen, und aufbauend auf Vorarbeiten zur Sprachvarianz in der Antike, die besonders die Sprache alter Menschen und Frauen fokussiert haben, wird die sprachliche und stilistische Konzeption der Sprache des adulescens in der lateinischen Literatur in den Blick genommen.
Die Untersuchung gliedert sich dabei in zwei Teile. Im ersten Teil werden vor dem Hintergrund des varietätenlinguistischen Leitgedankens, welcher der gesamten Arbeit zugrunde liegt, die Konzepte der Sprachdifferenzierung und literarischen Figurengestaltung in der Antike ergründet und im Folgenden der Diskurs um den sermo iuvenilis in normativen metasprachlichen Texten der Antike analysiert. Die hierbei gewonnenen Ergebnisse dienen als Grundlage für den zweiten Teil der Untersuchung.
Dort rückt die Analyse literarischer Texte in den Mittelpunkt. Ziel ist es, die sprachlich-stilistische Gestaltung und Abgrenzung der adulescens-Figur gattungs- und epochenübergreifend anhand exemplarisch ausgewählter Texte von Plautus bis Petron herauszuarbeiten. Das zentrale Erkenntnisinteresse zielt darauf zu zeigen, welche sprachlichen Mittel von den antiken Autoren angewandt werden, um die soziokulturell zusammenhängende Gruppe der adulescentes sprachlich abzugrenzen und als Einheit zu präsentieren, d.h. welche literarischen Techniken zur Inszenierung eines typischen, gruppenspezifischen Sprechstils genutzt werden. |
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Spielhofer, Lukas |
Babrios' Mythiamboi. Ein Interpretationskommentar. Mit Untersuchungen zu Aufbau, Struktur und poetischem Programm (publiziert 2023) |
Karl-Franzens-Universität Graz |
04.04.2018 |
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Der lange Zeit vernachlässigte Dichter Babrios (wohl aus dem 2. Jhd. n. Chr.) hinterlässt eine eigenwillige Sammlung griechischer Fabeln in Gedichtform, die unter dem Titel Mythiamboi überliefert sind. Diese sprudeln vor Erzählfreude, scheinen aber zugleich die traditionelle Fabelwelt zu hinterfragen – etwa wenn in die heile Goldene Zeit der Fabeln Gewalt einbricht –, sodass die Aussage der Gedichte vor der Erzählung in den Hintergrund rückt. Viele Fabeln regen zudem durch sprachliche Bilder und intertextuelle Bezüge zu anderen literarischen Werken der Antike zu poetologischen Deutungen an.Trotz ihres literarischen Gehalts sind die Mythiamboi bisher allerdings kaum unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten erforscht, was die Beschäftigung mit Autor und Werk erschwert. Anknüpfend an jüngste Forschungsentwicklungen auf dem Gebiet der lateinischen Fabel stellt die vorliegende Arbeit den Versuch dar, die Sammlung des Babrios aufzubereiten und so eine Grundlage für die Beschäftigung mit der griechischen kaiserzeitlichen Versfabel zu schaffen. Dafür wird nach einer umfassenden Einführung in die Forschungsproblematik rund um Autor und Werk ein Interpretationskommentar eines Teils der Mythiamboi vorgelegt, der die beiden Prologe sowie die ersten 17 Gedichte der Sammlung umfasst. Auf Basis dieses Kommentars werden schließlich zentrale Fragestellungen der Babrios-Forschung einer kritischen Neubewertung unterzogen: So wird erstens der Frage nachgegangen, wie das Werk aufgebaut ist und ob die in den Kodizes überlieferte alphabetische Reihung die originale Struktur eines antiken Gedichtbuchs widerspiegelt oder ob es sich dabei um eine spätere Anordnung handelt. Zweitens widmet sich die Untersuchung einer Beschreibung der gedichtimmanenten Poetik, die durch eine Analyse der Motive, Topoi, Figuren und inter- wie auch intratextuellen Bezüge erschlossen werden soll, sowie der Diskussion weiterer literarischer Strategien, die die Fabelsammlung prägen. |
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Trosien, Jan Martin |
Inscriptions communicating Legal Regulations on the Athenian Agora
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Universität Hamburg |
21.10.2020 |
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Wie der Titel bereits andeutet, kommt in dieser grundsätzlich rechtshistorischen Betrachtung der Polis Athen der epigraphischen Evidenz eine entscheidende Rolle zu. Im Kern soll die Rolle von öffentlichen Rechtsinschriften bei der Vermittlung konkreter Handlungsanweisungen für die Teilnahme an hochkomplexen rechtlichen Alltagsgeschäfte des klassischen Athens und deren korrekte Navigation an die attischen Bürger untersucht werden. Dieser Betrachtung liegt dabei die bekannte Diskrepanz zwischen der Komplexität des antiken attischen Rechts und dessen Anwendung durch Laien, deren Eigeninitiative als die treibende Kraft hinter der Funktionalität dieses Systems identifiziert werden kann, zu Grunde. Bezüglich der epigraphischen Evidenz, besteht das Vorhaben, die theoretischen Grundlagen der Cluster-Forschung in Hamburg auf die Rechtsgeschichte Griechenlands anzuwenden: Dies umfasst das Verständnis klassischer attischer Rechtsinschriften als „Written Artefacts“, wodurch ein besonderes Augenmerk auf ihre Materialität sowie den Aufstellungskontext gelegt werden soll. Darüber hinaus wird auch ein Vergleich mit Quellen, deren enger Bezug zu ihnen erst in solch einer Betrachtung deutlich wird – wie beispielsweise Archivinhalte und nicht dauerhafte Inschriften auf leukomata – ermöglicht. Neben den epigraphischen Quellen stützt sich dieses Forschungsvorhaben weiter auf eine breite Basis traditioneller althistorischer Quellen – hervorzuheben sind die attischen Gerichtsredner –, um die Rolle der Rechtsinschriften in Athens Rechtssystem zu ergründen. Auch die archäologische Evidenz findet dabei Beachtung, da die Agora Athens als räumliche Begrenzung der näheren Quellenauswahl ausgewählt wurde und hinsichtlich ihrer baulichen Entwicklung und der damit einhergehenden Struktur als Aufstellungskontext der Rechtsinschriften untersucht werden soll.
Aufgrund der langen und produktiven Forschungs-Tradition um die griechische und speziell attische Rechtsgeschichte beinhaltet das Forschungsvorhaben schließlich eine neue Auseinandersetzung mit den bereits identifizierten maßgeblichen Charakteristika der Funktion des attischen Rechtssystems: Unteranderem wird sich so mit Fragen zur Literalität sowie zum Grad der Alphabetisierung der attischen Bürger, der Funktion des attischen Gerichtswesens sowie speziell mit der Rolle der Schriftlichkeit und der Rolle der Oralität für das attische Recht befasst. Dadurch wird sich erhofft, die genaue Funktion der attischen Rechtsinschriften besser verorten zu können. |
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von Nathusius, Johanna |
Pindars Mythenkorrekturen - Analyse der mythischen Erzählungen in Pindars Epinikien |
Friedrich-Schiller-Universität Jena |
30.10.2023 |
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Anhand eines umfassenden Vergleichs von Pindars mythischen Erzählungen mit ihren (möglichen) literarischen und ikonographischen Vorbildern wird herausgearbeitet, wie Pindar die Erzählungen in seinen Epinikien formt und nutzt. Die Selektion, Komposition, Funktion und auch Korrektur der Mythen wird in der Breite aller Epinikien und in der Tiefe einzelner beispielhafter Heroen analysiert und interpretiert. Ziel ist es, die bewussten Abhängigkeiten Pindars von seinen Vorlagen zu ergründen und vor diesem Hintergrund seinen eigenständigen Umgang mit dem Erzählen von Mythen festzustellen. |
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Wagner, Julian |
Orphic Voice(s). A Narratological Commentary on Ovid, Metamorphoses 10. |
Tübingen |
12.01.2022 |
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Das Dissertationsprojekt zielt auf eine umfassende Analyse der narrativen Techniken des 10. Buches der Metamorphosen Ovids. In diesem Buch steht die Figur des mythischen Sängers Orpheus im Zentrum, dessen Funktion und Bedeutung als Erzählfigur in der Forschung kontrovers diskutiert wird. |
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