Cicero post reditum – Selbstinszenierung, Reetablierung in Rom und Ausbildung von Exiltopik in Reden und Briefen der Jahre 57/56 v. Chr. (Arbeitstitel)
Die geplante Dissertation mit dem Arbeitstitel „Cicero post reditum – Selbstinszenierung, Reetablierung in Rom und Ausbildung von Exiltopik in Reden und Briefen der Jahre 57/56 v. Chr.“ nimmt die Reden und Briefe Ciceros in den Blick, die in der Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Exil verfasst wurden. Dabei untersucht die Promovendin in einem ersten Schritt Ciceros Strategien der Selbstinszenierung und den Adressatenbezug in den Reden aus den Jahren 57/56 v. Chr. (post reditum in senatu, post reditum ad Quirites, De domo sua, De haruspicum responsis, Pro P. Sestio), in denen sich Cicero drei Adressatengruppen gegenübergestellt sieht: den Senatoren, dem römischen Volk und den Pontifices. Leitende Fragestellung wird dabei sein, wie Cicero sich nach seinem Exil wieder in Rom etabliert, mit welchen Erwartungshaltungen der Adressatengruppen er sich konfrontiert sieht und wie er diese bedient. In einer späteren Arbeitsphase wird dies durch die Briefe aus der Zeit ergänzt und auch die Frage gestellt werden, ob es je nach Gattung Unterschiede in der Form der Selbstinszenierung und des Adressatenbezuges gibt bzw. worin diese bestehen.
In einem zweiten Schritt wird die Selbstinszenierung nach der Rückkehr aus dem Exil mit dem Höhepunkt der politischen Karriere Ciceros vor seinem freiwilligen Exil verglichen: Ciceros Konsulat im Jahre 63 v. Chr. Dabei stehen dann die Konsulatsreden, zumal die Reden gegen Catilina, im Zentrum, die ebenfalls zwei Adressatengruppen – Senat und Volk – aufweisen und im Vergleich mit dem zentralen Textcorpus Ciceros Strategien deutlicher zu Tage treten lassen können. Dabei stellt sich in erster Linie die folgende Frage: Hat Cicero ein anderes ‚Standing‘ nach seinem Exil? Falls ja: Ist er sich dessen bewusst? Verändern sich die Kommunikationsmechanismen zwischen Cicero und seinen Adressaten und somit seine Art und Weise der Selbstinszenierung?
In einem dritten Schritt soll schließlich mit Fokus auf das benannte Corpus und Ausblicken auf das gesamte ciceronische Œuvre soll die Exiltopik herausgearbeitet werden, die Cicero ausbildet und die später von Ovid und Seneca aufgegriffen und ausgeweitet wird. Dieser Teil soll die Untersuchung der Selbstinszenierung Ciceros in Bezug auf Rom (als Senat, Volk, Familie, Staat, Heimat) abrunden.