Die Punica, ihr poeta und der princeps
Silius Italicus' Epos als "Fürstenspiegel" und "Dichterspiegel" für die Flavische Zeit
In der Arbeit wird die These vertreten, dass die Punica des Dichters Silius Italicus‘, obwohl sie sich der Gattung des „Historischen Epos“ zuordnen lassen, ganz spezielle Zeitbezüge zur Flavischen Zeit, in der sie entstanden sind, aufweisen. Der Dichter richtet sich nicht nur in der Jupiterprophezeiung im dritten Buch, sondern über das ganze Werk verteilt an Kaiser Domitian.
Dadurch, dass Silius einzelne Figuren mit typischen Charakterzügen und speziellen Merkmalen des princeps versieht, schafft er Identifikationsmöglichkeiten für Domitian. Durch die Bewertung dieser exemplarischen historischen Persönlichkeiten entstehen Richtlinien, wie sich eine Führungspersönlichkeit verhalten soll. Diese Prinzipien sind dabei trotz Beispielhaftigkeit stets auf die flavische Zeit zugeschnitten, indem sie Themen wie „Dynastie“ und „Göttlichkeit“ als Legitimationsgründe für die Staatsform des Prinzipats aufgreifen.
Neben diesem zeitgemäßen „Fürstenspiegel“ bieten die Punica zudem auch noch einen „Dichterspiegel“. Domitian, der nach göttlichem Urteil der größte Dichter aller Zeiten sei (esse eum maximum poetarum Quint. inst. 10,1,91), zeigte seine Vorliebe für die Künste nicht nur als Mäzen, sondern auch durch eigene Meisterwerke. Somit dient die Kunst und ihre verschiedenen Vertreter innerhalb des Epos‘, zu denen nicht zuletzt Homer und Ennius zählen, als Bindeglied zwischen Flavischem Kaiser und Flavischem Dichter. Nicht nur im Epos, so die (auch heute noch geltende) Schlussfolgerung, sondern auch im realen Leben des ersten Jahrhunderts n. Chr., ist Kunst politisch und Politik eine Kunst, die erlernt werden will.