Zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. Die theriomorphe Göttlichkeit des Alten Ägypten aus der Perspektive antiker griechischer Autoren
Im Alten Orient war der Theriomorphismus in der Religion umfangreich und breit gefächert. Das Alte Ägypten, mit seiner nicht nur polytheistischen, sondern auch hybriden Götterwelt und dem Tierkult der Spätzeit, stellt dabei eines der bekanntesten Beispiele für religiös motivierte Tierverehrung dar: die löwenköpfige Göttin Bastet, Anubis mit dem Kopf eines Schakals oder Geb, der eine Gans auf seinem Haupt trug – die theriomorphen Ausprägungen waren mannigfaltig. Zugleich blieben sie auch von den Zeitgenossen nicht unbemerkt. Griechen, wie der Geschichtsschreiber Herodot oder der Geograph Strabon, berichten in ihren literarischen Überlieferungen von den ungewöhnlichen Sitten und Gebräuchen der Ägypter, die sie auf ihren Reisen kennengelernt hatten. Aber sie waren nicht die einzigen, die sich mit dem Phänomen des vermeintlichen „Tierkults“ auseinandersetzten. Auch so mancher römische Autor, jüdische Schriftsteller oder christliche Kirchenvater nahm Anstoß an der Vorstellung einem Tier zu huldigen. Denn spätestens seit den Werken Aristoteles galt das „unvernünftige Tier“ auch in philosophischer Hinsicht als dem „vernunftbegabten“ Menschen nicht mehr ebenbürtig.
Nach dem heutigen Forschungsstand, der Abstand nimmt von den einstigen Spötteleien und der fehlenden Ernsthaftigkeit in Bezug auf die ägyptische Religionspraxis, waren die Tiere eher ein Medium, um die Götter zu verehren, denn das tatsächliche Objekt der Anbetung. Es soll Gegenstand der Forschungsarbeit Zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. Die theriomorphe Göttlichkeit das Alten Ägypten aus der Perspektive antiker griechischer Autoren sein, zu prüfen, inwieweit die griechische Rezeption der ägyptischen Tierverehrung mit der ägyptischen Glaubenswelt in Einklang zu bringen ist, und ob nicht schon die polytheistischen Gottheiten Ausprägungen eines göttlichen Numen darstellten, das auch den Tierkult hätte begründen können.
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